Das wegweisende Festplattenkonzept der IBM 3340 mauserte sich als 30-30 oder Winchester zum Industriestandard, der in den 1980ern auch Einzug in PCs hielt.
15.04.2025, 13:37 Uhr
Vor 50 Jahren war die IT-Fachpresse begeistert: "Die echte Winchester ist da" jubelte die US-amerikanische Computerworld. Die deutsche Schwesterpublikation freute sich, dass nunmehr "Dateien und Betriebssysteme in der wirtschaftlichsten Form gespeichert werden" können. Gemeint ist die Festplatte IBM 3350 für die Einsteiger-Rechner vom System /370 Model 115, mit denen der Name Winchester für Festplatten zum Gattungsnamen für alle Festplatten dieser Art aufstieg. Eine Erfolgsgeschichte.
Was haben Aspen, Merlin, Iceberg, Winchester, Apollo und Midas gemeinsam? Sie sind Codenamen, die IBM in seinem kalifornischen Forschungslabor in San José bei der streng geheimen Entwicklung von Festplatten benutzte. In den 70er Jahren waren es die Datenträger, die bei IBM die größten Umsätze und Gewinne einbrachten und sich eben wie Midas als pures Gold erwiesen.
Nach dem Einstieg mit der ersten Plattenstation RAMACtüftelten die Ingenieure fortlaufend an neuen Modellen und schützten sie mit Codenamen.
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Einige von ihnen hatten mit der Technik zu tun. Merlin, das war der große Magier, der mit einem Zauber die Lese- und Schreibköpfe über den Magnetscheiben schweben ließ.Unter dem Namen IBM 3330 (PDF)entstand so ein sehr erfolgreiches System, das laut dem Konstrukteur Al Shugartzu den vier wichtigsten Entwicklungsschritten der Festplatten-Technologie zählte.Günstige Festplattengröße via Studie ermittelt
Beim Nachfolgemodell wurde zunächst eine Marktforschungsfirma damit beauftragt, eine Studie über günstige Einsteigersysteme zu erstellen. Sie ermittelte, dass ein System mit zwei Plattenspindeln à 30 Megabyte am Markt ankommen würde. Als der damalige Entwicklungschef Ken Haughton diesen Vorschlag nach einem Jagdausflug auf seinem Schreibtisch findet und 30-30 liest, hatte er prompt den Codenamen Winchester parat, wie er sichim Gespräch über die Entwicklung von IBM 3340 und 3350 erinnerte (PDF-Datei).
Am Ende bot IBM im Jahre 1973 die 3340 mit anderen Größen an, einmal die Einsteigergröße mit dem Plattenmodul 3348 und 2 Spindeln zu 35 MB für 62.500 US-Dollar und eine Station mit 4 Spindeln zu 70 MB. Die erste echte gekapselte Winchester, bei der Leseköpfe und Platteneinheit nicht mehr getrennt wurden, war dann die im Jahre 1975 auf den Markt kommendeIBM 3350mit einer Kapazität von 317 MB. Alle weiteren Modelle bis hin zu den Festplatten in den PCs änderten nichts am Funktionsprinzip der Winchester-Laufwerke, wie sie bald genannt wurden.